20.01.2008 - 23.03.2008
„... Brigitte Wiegmann stellt sich mit ihren sensiblen und zugleich systematischen Farbuntersuchungen bewusst in eine große Traditionslinie, die bei der Farbenlehre Goethes und der Farbenkugel Otto Runges beginnt, durch Naturwissenschaftler wie Hermann Helmholtz, James Clerk Maxwell und Wilhelm Ostwald seit Ende des 19. Jahrhunderts neue Impulse erhielt und mit eigenständigen Konzepten von Wassily Kandinsky, Paul Klee und Johannes Itten ab 1919 in die Lehre am Staatlichen Bauhaus in Weimar einflossen. Schließlich waren es die begabtesten Bauhausstudenten wie Ludwig Hirschfeld-Mack oder Josef Albers, die diese Traditionslinie als Künstler und Lehrer fortsetzten. Zugleich ging es am Bauhaus um eine ganzheitliche Ausbildung mit einem regelrechten Sensibilitätstraining und die Förderung aller Begabungen auch im Bereich der darstellenden Künste mit Musik, Tanz und Bühne. Die Wechselwirkungen von bildender Kunst, Musik und Bewegung spielten besonders am frühen Bauhaus eine wichtige Rolle, ebenso wie die Neubewertung der Farbe in der Architektur.
Bereits 1911 veröffentlichte Kandinsky seine programmatische Schrift „Über das Geistige in der Kunst“ und setzt sich dort mit der „Formen- und Farbensprache“ auseinander. Die Brücke in die Gegenwart schlägt Josef Albers mit seinem 1963 erschienenen Buch „Interaction of Color“ und seinen berühmten Farbstudien „Homage to the Square“, die in der Erkenntnis münden: “Die Farbe ist das zuhöchst relative Medium der Kunst“...
Transparenz und Überlagerung ist ein Thema von Brigitte Wiegmann, wie es in besonderer Weise von László Moholy-Nagy seit 1922 in seinen Gemälden, Grafiken und Fotogrammen formuliert worden ist und auch bei Glasgestaltungen von Josef Albers beobachtet werden kann.
Darüber hinaus spielt bei ihr die Textur eine besondere Rolle, die aus unzähligen Einzelstrichen gebildete Farb- und Oberflächendifferenzierung. Damit bekommen diese Handzeichnungen eine individuelle Stofflichkeit, vergleichbar den Weimarer Bauhaustextilien von Gunta Stölzl, Benita Koch-Otte oder Gertrud Arndt. Sie versetzt damit die Farbe in Schwingung und verleiht ihren strengen Kompositionen eine eigentümliche Lebendigkeit ...“