Die Erwartungen und Ansprüche, die wir individuell wie gesellschaftlich an die Kunst adressieren, sind ebenso zahlreich wie unterschiedlich. Gemein ist ihnen ein Bedürfnis nach konkreten Lösungen und Antworten, nach einem Effekt des unmittelbar Zugänglichen, Sinnstiftenden und Verwertbaren – nicht nur in Fragen der Ästhetik, sondern auch, was konkrete gesellschaftliche und davon untrennbare technologische Problemstellungen betrifft. Und von KünstlerInnen erwarten wir, dass sie Seismografen, wenn nicht sogar Deuter ihrer Zeit sind. Mit diffuser Sensibilität und unbestimmten Kompetenzen ausgestattet, würden sie schon Antworten auf etwas antizipieren, bevor dieses Etwas als Frage oder Problem überhaupt präzise hätte formuliert werden können.
Die thematische Gruppenausstellung Wessen Subjekt bin ich? / Whose Subject am I? beschäftigt sich mit diesem irgendwie zwar verständlichen, aber andererseits offensichtlich unmöglichen Anspruch an die Kunst. Sie tut das, indem sie nach dem Wesen und der Funktionsweise von Subjektivität im Zuge einer immer größere Lebensbereiche einschließenden Digitalisierung fragt, samt ihren längst unumkehrbaren Effekten gerade auch darauf, was als Kunst produziert wird und zirkuliert. Die Ausstellung möchte sich dem Problem stellen, das sich zwangsläufig ergibt, wenn Modelle, die aus der Philosophie, dem Politischen und Gesellschaftlichen oder Technologischen herrühren, unter den Vorzeichen der Kunst und bearbeitet im Zusammenhang einer Ausstellung – jenem gern als ästhetischem Ausnahmezustand verstandenen und daher idealerweise voraussetzungslos zugänglichen Raum – aufeinandertreffen.
In der Ausstellung kommen Arbeiten zusammen, die, ob digital oder analog produziert, strukturell oder narrativ eingesetzt, aus unterschiedlichen Diskursen hervorgegangen und beispielsweise als Computerprogramm oder traditionell daherkommendes Tafelbild dargestellt, nicht nur auf den zweiten Blick ‚verschieden’ bleiben. So widersetzen sie sich dem verallgemeinernden Bedürfnis des Auslagerns der individuellen Verantwortung in eine sozusagen stellvertretend vollumfänglich verantwortlich gemachte Kunst. Stattdessen argumentieren sie dafür, diese als Zone kultureller, sozialer und ökonomischer Produktion und Verwertung zu fassen. Als Möglichkeit am Beispiel einzelner ‚Objekte’ der Kunst an ihr als historisch gewachsener und gesellschaftlich verfasster Formation ‚subjektiv’ Anteil zu nehmen, ist nicht das Versprechen auf einen erlösenden Abschluss. Vielmehr kann dies nur den Anfang für die jeweilige Auseinandersetzung mit den Mechanismen der eigenen Verortung sowie der Produktion von Subjektivität überhaupt bilden.