Bea Otto bezieht sich in ihrer Arbeit unmittelbar auf vorgefundene Orte. Sie bilden den Rahmen und Ausgangspunkt eines Prozesses skulptural-installativer Aneignung und Transformation. In ihrer Ausstellung setzt sie sich mit dem Ludwig Forum als Ort, seiner Architektur und dem erlebten Raum auseinander, indem sie ihn durch Öffnungen und Versperrungen, Verschiebungen und Brechungen hinterfragt und verwandelt. Die in Aachen lebende Künstlerin befasst sich mit der Ambivalenz zwischen dem rauen Außenraum der Jülicher Straße einerseits und dem durch seine Einbauten geschützten Museumsinneren andererseits.
Den ehemaligen Haupteingang der Schirmfabrik verbarrikadiert Bea Otto mit einer Bretterwand, die Konstruktionsseite nach außen gekehrt. Ein Eingriff, der Fragen nach den Mechanismen des Ein- und Ausschließens stellt. Ein weiterer ehemaliger Nebeneingang wird durch eine fotografische Intervention zugleich geöffnet und versperrt. Schon im Vorfeld entstanden an diesen Stellen fotografische Eingriffe: ein grauer Museumsvorhang und eine abgerissene Plakatrückseite thematisierten den Ort des Übergangs.
Auf der Innenseite der Fassade wiederum, im Ausstellungsraum, legt die Künstlerin verbaute Fenster und Bodenabschlüsse frei. Die Industriearchitektur wird durchlässig und kann sich ausdehnen. Raum ist das Drinnen und Draußen - Schwellensituationen entstehen, die durch weitere Eingriffe der Künstlerin wie einen bearbeiteten Bauzaun, eine Projektion und eine schwebende, insulare Plattform thematisiert werden. Eine gebrauchte Isomatte setzt den Raum ins Verhältnis zum menschlichen Maß und wirft Fragen auf nach vorübergehender Behausung, Durchgang oder Bleibe. Den provisorischen Materialien und rauen Fundstücken wohnt ein temporäres und brüchiges Moment inne, das jedoch durch ihre präzise Setzung und Bearbeitung gekippt und verortet wird. Weite und Leere werden spürbar und vermitteln einen transitorischen Ort, der zwischen innen und außen in Bewegung bleibt.
Bea Otto (*1964) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von David Rabinowitch, an der Gerrit Rietveld Akademie, Amsterdam und der Art Students League, New York. Sie erhielt Stipendien u.a. vom DAAD, der Kunststiftung NRW und der Stiftung Kunstfonds, Bonn.