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Ludwig Forum für internationale Kunst


Jülicher Straße 97-109
52070 Aachen
Tel.: 0241 1807 104
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Öffnungszeiten:

Di, Mi 12.00-18.00 Uhr
Do 12.00-22.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Michael E. Smith

21.04.2013 - 23.06.2013

Die Serie ortsbezogener Arbeiten in der zentralen Halle des Ludwig Forum, die 2011 mit der Klanginstallation von Susan Philipsz begann, findet in diesem Frühjahr ihre Fortsetzung in einem Projekt des Detroiter Künstlers Michael Edward Smith, dessen Werk in Deutschland erst in einer einzigen institutionellen Einzelausstellung zu sehen war. Smith erreicht in seinen in situ vollendeten Arbeiten eine machtvolle Synthese von Autonomie und Verweiskraft – die Objekte, Bilder und Videos sind Destillate gesellschaftlicher Dynamiken, aus denen sie ihre Vitalität als Ding beziehen.
Konkreter Impulsgeber ist Smiths Wahrnehmung der gesellschaftlichen Krise in den USA, durch die seine Heimatstadt Detroit, die durch den fatalen Wirtschaftskollaps, der mit dem Niedergang der Automobilindustrie einsetzte, und die soziale Segregation infolge der Rassenunruhen zugleich Modell globaler Bruchlinien und Inbegriff einer Apokalypse im Kleinen wurde. Der Moment der Behauptung gegen den Druck dieser Verhältnisse materialisiert sich in den Objekten und zeigt sich deutlich in Titeln und Videosequenzen.
Die Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen und Videos, die Smith in den vergangenen Monaten in New Hampshire für die Ausstellung gefertigt hat und die er im Ausstellungsraum zu einem Kraftfeld fügt, erfahren erst in der Inszenierung vor Ort ihre endgültige Ausformung und Zuspitzung. Ganz unterschiedliche Materialien werden mit Klebeband, Industrieschaum, Harzen, Ölen oder Lacken bearbeitet oder einfach nur beschnitten, freigestellt und im Ausstellungsraum «ausgesetzt». Dort präsentieren sie sich meist nicht einfach, sondern verkriechen sich hinter Leitungen, kauern über Neonröhren, ducken sich hinter Wandvorsprünge oder ziehen sich vor der Leere der Räume in Winkel und Ecken zurück. In ihrem «Verhalten» im Raum und ihrer besonderen Körperlichkeit – die an abgetrennte Gliedmaßen oder organische Relikte denken lässt – scheinen sie den Raum eher heimzusuchen als sich ihm passiv einzugliedern. Die Körperlichkeit nährt sich aus dem Körperbezug der verwendeten Materialien und tritt doch als Körperlichkeit der konkreten Dinge auf.
Die Inszenierung einer autonomen wesenhaften und unheimlichen Dingwelt erzeugt ein atmosphärisch dichtes Feld, wo sich die amerikanische Gesellschaft in dem verstörenden Potenzial der Dinge selbst spiegelt.
Michael E. Smith (geboren 1977 in Detroit) studierte von 2004 bis 2006 am College for Creative Studies in Detroit und am Department for Sculpture der Yale University in New Haven bei Jessica Stockholder. Seine erste Soloausstellung mit Kate Levant fand 2007 in der Susanne Hilberry Gallery in Ferndale (Michigan) statt. Seitdem war seine Arbeit unter anderem auf der Whitney Biennale (2012), im Nouveau Musée National de Monaco (2012), bei Culturgest in Lissabon (2012), im Mönchehaus Museum Goslar (2011) zu sehen. Michael E. Smith lebt und arbeitet in Hopkinton, New Hampshire.

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