01.04.2007 - 05.08.2007
Die Ausstellung „Pracht und Askese“ widmet sich der Kunst des japanischen Buddhismus. Seit 1400 Jahren hat der Buddhismus die Kultur Japans geprägt und in der Form des Zen fand er auch im Westen große Verbreitung. Es ist nicht
die erste Japan-Ausstellung im Museum Villa Rot, das seit 15 Jahren der „Begegnung der Kulturen“ verpflichtet ist. Im Jahre 1994 zeigten wir japanische Volkskunst („Japan: Kraft der Einfachheit“) und 1998 und 1999 begaben wir uns
auf die Spuren zweier deutscher Japanforscher: Der heute noch in Japan verehrte Würzburger Arzt Philipp Franz von Siebold (1796 – 1866) wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum maßgeblichen Vermittler zwischen Japan und Deutschland. Der württembergische Arzt Erwin van Baelz (1949 – 1913) schließlich, der viel zur Erneuerung des Gesundheitswesens in Japan beitrug, brachte es bis zum Leibarzt des japanischen Kaisers.
Die Gegensätze „Pracht und Askese“ erlauben uns eine erste Annäherung an die Vielfalt des japanischen Buddhismus. Mit dem Zen-Buddhismus verbinden wir
Schlichtheit, eine aufs einfachste reduzierte Formensprache und eine tiefe Spiritualität. Die Pracht der vergoldeten Skulpturen und Malereien in der Ausstellung gibt einen Eindruck von der Kunst und dem Reichtum der alten Tempel und Klöster Japans.
Die Ausstellung umfasst etwa 80 Skulpturen und Malereien von der Kamakura-Periode (1185 – 1333) bis zur Edo-Zeit (1615 – 1867), sowie erlesene Arbeiten mit buddhistischen Motiven aus Metall und Elfenbein aus der Meiji-Zeit (1868 – 1912), als das japanische Kunsthandwerk zu neuer Blüte kam.
Zusätzlich zeigt die Ausstellung Fotografien von Ogawa Kôzô (*1928), der als Pionier der japanischen Tempelfotografie gilt und zu den weltweit wenigen Fotografen zählt, denen Zugang zu den inneren Heiligtümern japanischer Tempel gewährt wurde. Diese Fotografien gehören zu einer Wanderausstellung des Japanischen Kulturinstituts Rom, die unter dem Titel „Buddhistische Skulpturen aus Yamato – Fotografien von Ogawa Kôzô“ bereits in Rom und München gezeigt wurden. Diese meisterhaften Aufnahmen zeigen buddhistische Skulpturen aus der früheren Provinz Yamato, dem heutigen Nara, einem Zentrum früher buddhistischer Kunst. Unser Dank gilt neben dem Japanischen Kulturinstitut Rom und Köln dem Staatlichen Museum für Völkerkunde München, das uns bedeutende Exponate zur Verfügung stellte. Insbesondere danken wir Herrn Direktor Dr. Claudius Müller und dem Mitkurator Herrn Dr. Bruno Richtsfeld für ihre Unterstützung.
Ein großer Teil der Exponate sind Leihgaben aus der international namhaften Japan-Sammlung Terespani, die erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt werden können. Der Sammlung Terespani sind wir zu großem Dank verpflichtet. In diesen Dank eingeschlossen sind jene Leihgeber, die ungenannt bleiben möchten.
Mit dieser Ausstellung greifen wir auch das Motto des 30. Internationalen Museumstages „Museum und universelles Erbe“ auf, der am 20. Mai begangen wird. Das scheinbar so ferne Japan hat in der Kunst Europas seit dem 19. Jahrhundert tiefe Spuren hinterlassen. Es hat darüber hinaus in seiner Kunst eine universell verständliche Sprache entwickelt, die uns auch heute noch tief zu beeindrucken vermag.
Hingewiesen sei noch auf das Beiprogramm, vor allem auf die Konzerte zweier führender Streichquartette, des AMAR QUARTETTS, Zürich, und des PETERSEN QUARTETTS, Berlin. Mit dem Petersen Quartett gedenken wir des Cellisten, Industrieunternehmers und Kunstsammlers Hermann Hoenes (1900-1978), dessen Leben und Werk zur Grundlage des Museums Villa Rot geworden sind.