02.02.2008 - 06.04.2008
Mensch und Meer. Das Flensburger Schiffahrtsmuseum weiß eine Menge Geschichten zu dieser uralten Beziehung zu erzählen. In der neuen Sonderausstellung „Mensch & Meer“ wird das Leben an der Küste nun aus einer ganz neuen Perspektive beleuchtet. Vom 2. Februar bis 6. April ist im Schiffahrtsmuseum eine Auswahl von maritimen Patchwork-Quilts der deutsch-niederländischen Gruppe MeerArt zu sehen. Die Arbeiten zeichnen sich durch ihre ebenso kunstvolle wie experimentierfreudige Machart aus und zeugen von den vielfältigen Ausdrucksformen der zeitgenössischen Quiltkunst.
Quilts sind gesteppte Decken oder Wandbehänge, die in der Regel aus drei Stofflagen bestehen: Aus einer Oberseite (Schauseite), einem Futter aus Baumwolle, Wolle oder Kunstfaservlies und einer Rückseite. Diese drei Lagen werden durch Steppstiche („to quilt“ = steppen) von Hand, mit der Nähmaschine oder durch Sticken miteinander verbunden. Die Oberfläche kann ein Stück Stoff, eine Patchworkarbeit oder eine Applikation sein. Die Tradition der Quilts ist uns besonders durch die amerikanischen Siedlerfrauen des 19. Jahrhunderts bekannt, die „Flickendecken“ aus materieller Not als wärmende Decken herstellten. Aus der Notwendigkeit eines Gebrauchsgegenstandes entwickelte sich eine eigenständige künstlerische Ausdrucksform. Stoffe werden bewusst zerschnitten und wieder zusammengesetzt, Quiltstiche in die Komposition miteinbezogen. Durch das Absteppen können Licht und Schatteneffekte oder besondere Oberflächenstrukturen erzielt werden.
Die in der Ausstellung „Mensch & Meer“ gezeigten Arbeiten führen die Faszination und Vielschichtigkeit der Quiltkunst eindrucksvoll vor Augen. Neben den traditionellen Stoffen wie Baumwolle, Seide und Leinen haben die Quilterinnen auch neue Materialien wie Tyvek, Bondaweb, Angelina oder sogar Fotodrucke verarbeitet. Die Stoffe sind nicht nur handgefärbt, sie wurden zusätzlich bemalt, bedruckt oder auch entfärbt. Gleichzeitig wurden die klassischen Merkmale des Quilts beibehalten. Der Wechsel zwischen groben und feinen Stoffen, Handarbeit und Maschinengenähtes sowie unterschiedliche Stickereien bringen Spannung in die Oberfläche und verführen zum Berühren der Arbeiten.
Initiiert wurde die Ausstellung „Mensch & Meer“ von den beiden Textilkünstlerinnen Helene Fischer aus Wittmund in Ostfriesland und Rita Berghuis-Ensing aus dem niederländischen Groningen. Zusammen mit vierzehn weiteren Quilterinnen aus Ostfriesland und den Niederlanden erstellten sie eigens für dieses grenzüberschreitende Projekt Patchworkarbeiten, die motivisch die Beziehung zwischen Mensch und Meer reflektieren. Das Thema lag nahe, prägt und verbindet die Nähe zum Meer doch schon seit eh und je die Regionen beiderseits der Grenze. Nach den erfolgreichen Präsentationen im Deutschen Sielhafenmuseum Carolinensiel (2006), im Veenkoloniaal Museum Veendam (2007) und bei den Deutschen Patchworktagen in Berlin (2007) kommt die Ausstellung nun ins Flensburger Schiffahrtsmuseum.