14.11.2010 - 30.01.2011
Im September 1991 fanden sich auf Einladung des Flensburger Schiffahrtsmuseums Friedel Anderson, Brigitta Borchert, Erhard Göttlicher, Rüdiger Pauli und Nikolaus Störtenbecker in Flensburg zusammen, um gemeinsam zwei Wochen lang direkt vor Ort im Flensburger Hafen zu malen und zu zeichnen. Es war das dritte "Realistensymposium", das nach dem Vorbild des viel beachteten Rhön-Projekts stattfand, das Nikolaus Störtenbecker im Oktober 1989 im hessischen Kleinsassen initiiert hatte. In den folgenden zwei Jahrzehnten hat der lose Künstlerverbund der Norddeutschen Realisten über 35 Symposien abgehalten, in denen er in immer wieder neuen Konstellationen die Tradition der Freilichtmalerei ins Heute transferiert hat. In ihrem unverstellten Bezug zur sichtbaren Welt haben die beteiligten Künstlerinnen und Künstler eine eigene Position bezogen, die völlig frei ist von den Moden und Trends des nachmodernen Kunstgeschehens und voll und ganz, wie es Heinz Spielmann im Hafen-Katalog von 1991 pointiert ausdrückte, auf die "Wirklichkeit als Stimulans" vertraut.
2008 ist Nikolaus Störtenbecker an den Flensburger Hafen zurückgekehrt. Erneut auf Einladung des Flensburger Schiffahrtsmuseums sollte es diesmal jedoch nicht nur um ein Wieder-Sehen der bereits vor fast zwanzig Jahren erkundeten Ufer und Kaianlagen gehen, sondern um einen Vergleich der drei zentralen Häfen unserer Region: Aabenraa, Flensburg und Sønderborg. Aufgrund unterschiedlicher Entwicklungen in Handel, Schiffbau, Fischerei und Freizeit stellen sich die drei Häfen heute sehr unterschiedlich dar. Während der Hafen von Aabenraa mit seinem Kohle- und Containerumschlag der wichtigste Wirtschaftshafen in Nordschleswig ist, hat der alte Gewerbehafen auf der Ostseite des Sønderborger Alsensunds für den heutigen Güterumschlag keinerlei Bedeutung mehr. Entsprechend verfolgt die Stadt daher die Vision, das Gebiet nach den Plänen des Stararchitekten Frank Gehry in einen lebendigen Stadtteil mit Architektur von Weltrang zu verwandeln, der Kunst, Kultur, Bildung, Tourismus und Wohnen miteinander verbindet. Das Alsion am Westufer markiert bereits eindrucksvoll diese Entwicklung. Der Flensburger Hafen schließlich bietet von allem etwas. Während der nördliche Teil durch die Flensburger Werft (FSG), das Kraftwerk der Stadtwerke und den Handelshafen am Ballast- und Harniskai industriell genutzt wird, hat sich entlang der Schiffbrücke in den letzten 30 Jahren der Historische Hafen Flensburg etabliert. Die luxuriösen Werftkontor-Häuser am Ostufer gegenüber zeigen wiederum, dass es auch in Flensburg Bestrebungen moderner Hafenregeneration gibt. Allen drei Häfen gemein ist ihre Nutzung für den Segelsport, der zwischen Flensburger Förde und Genner Bucht eines der schönsten Segelreviere Europas findet.