28.02.2009 - 13.09.2009
Die erste Ausstellung „Tierisch gut!“ in der neu eröffneten Jungen Kunsthalle präsentiert Tierskulpturen sowie Grafiken von Irmela Maier und Thomas Putze. Obwohl beide Künstler oft mit ähnlichen Materialien wie Holz oder Draht arbeiten, haben ihre Werke jeweils einen ganz eigenen Charakter.
Die 1956 in Bad Waldsee geborene Künstlerin Irmela Maier studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der Académie des Beaux Arts, Paris und der Saint MartinÂ’s School of Art, London. Sie lebt und arbeitet seit 1988 in Ettlingen. In ihren aktuellen Arbeiten kombiniert sie Drahtgeflechte, die teilweise mit Pappmaché kaschiert werden, mit Elementen aus Ton, Gips oder Holz. Daraus entstehen realistische Tierskulpturen, die – betrachtet man vor allem die ausdrucksstark gearbeiteten Gesichter – erstaunlich präzise das Wesen der Tiere weit über das rein Sichtbare hinaus widerspiegeln. Dabei liegt jeder Skulptur ein langer Prozess der genauen Tierbeobachtung, beispielsweise im Karlsruher Zoo, zugrunde, bei dem die Künstlerin ihr Gegenüber in zahlreichen detailgenauen Zeichnungen festhält. Hierdurch ist sie weit davon entfernt, Tiere zu vermenschlichen oder mythisch zu überfrachten. Vielmehr werden Orang Utans, Elefanten oder Raben in ihren natürlichen Bewegungen und ihrem Sozialverhalten porträtiert. In den facettenreichen Bildnissen finden sich melancholische aber auch humorvolle Untertöne, beispielsweise in der Darstellung von Kattas, einer Lemurenart aus Madagaskar.
Nach einer Lehre als Landschaftsgärtner, einem Theologiestudium und der freiberuflichen Tätigkeit als Illustrator und Musiker studierte der 1968 in Augsburg geborene Thomas Putze von 1998 bis 2003 freie Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Seitdem arbeitet er als freiberuflicher Bildhauer in Stuttgart. Thomas Putzes Figuren sind witzig und merkwürdig, dabei aber nie platt oder auf billigen Spaß aus. Seine Tiere sind vielmehr Karikaturen und Sinnbilder, mit denen Putze auch menschliche Charakterzüge und Verhaltensweisen ironisch tiefgründig hinterfragt. Aus unterschiedlichen Materialien, vor allem Holz und Alltagsgegenständen, entstehen „coole Pinguine“, „tanzende Schweine“ oder ein „Kampfhase“, die den Betrachter zum Schmunzeln und Nachdenken bringen.
Was Irmela Maier und Thomas Putze verbindet, ist das verblüffende Vermögen, Materialien so zu verarbeiten, dass sie völlig gegensätzlich wahrgenommen werden. So meint man beispielsweise beim Anblick eines Pinguins von Thomas Putze den Flaum des Gefieders förmlich zu erspüren und muss beim genaueren Hinsehen erkennen, dass die Struktur tatsächlich aus porösem rauem Beton besteht. Ebenso verhält es sich beim scheinbar flauschigen Fell von Irmela Maiers Orang Utan, das sich schließlich als Gespinst von unzähligen Kupferdrähten entpuppt.
Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, sich faszinierenden Kreaturen zu nähern und diese mit einer Vielzahl von Angeboten kreativ zu erfassen. Neben der Möglichkeit zu malen und zu zeichnen, können junge Besucher ihre Eindrücke auch in kleinen Gedichten und Geschichten als Tonaufnahme festhalten, Zwiesprache mit den Tieren halten oder sich in die Gedankenwelt eines nachdenklich schauenden Orang Utans einfühlen.In zahlreichen Workshops und Sonderführungen wird es Gelegenheit geben, mit den gleichen Materialen zu experimentieren, die auch die beiden Künstler einsetzen. Hier werden Tiere aus Draht, Holz, Ton oder auch Alltagsgegenständen entstehen.
„Tierisch gut!“ versteht sich als Fortführung der sehr erfolgreichen Schau „Schwein gehabt! Eine kleine Tierschau im Museum“. Während dort Gemälde vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert das Thema „Tier“ beleuchten, wird hier dieser Themenkreis durch höchst unterschiedliche zeitgenössische Tierskulpturen erweitert. Die voneinander unabhängig konzipierten Ausstellungen ergänzen sich damit inhaltlich, kontrastieren aber gleichzeitig durch die unterschiedlichen Gattungen, Entstehungszei-ten und Fragestellungen der Kunstwerke.