Ob sich in gleißendem Sonnenlicht Paare wortlos voneinander trennen oder sich ein junger Mann mit schreckgeweiteten Augen von einer Himmelserscheinung abwendet, ob in strömendem Regen ein erleuchtetes Haus auf einem Hügel oder ein leerer Stuhl auf einem dämmrigen Dachboden den Blick auf sich zieht – spannungsgeladene Szenen sind garantiert bei Christian Brandl (geb. 1970 in Erfurt) und Sebastian Speckmann (geb. 1982 in Wolfen). Christian Brandl wurde vom Erfurter Kunstverein gerade eine umfassende monografische Ausstellung in der dortigen Kunsthalle ausgerichtet. Sebastian Speckmann war 2007 erster Preisträger des Grafikpreises der Stadt Bietigheim-Bissingen »Linolschnitt heute«. Unter dem Motto »Suspense« lässt die Städtische Galerie die Werke der beiden Leipziger Künstler miteinander in Dialog treten. Christian Brandls großformatige Gemälde in gebrochenen, soften, doch stark kontrastierenden Farben zeigen Personen zwischen akkurat gestutzten Vorstadthecken, in gepflegten Interieurs vor Streifentapete oder im Smoking vor Hochgebirgslandschaften. Seine – trotz ihres 1960er-Jahre-Stylings – zeitlosen Protagonisten wirken häufig deprimiert oder deplatziert, wie auf der Flucht oder in Gedanken versunken, in jedem Falle geheimnis-umwittert. Die Motive von Sebastian Speckmanns Holz- und Linolschnitten, die sich durch hartes Schwarz-Weiß auszeichnen, sind hingegen meist menschenleere, nächtliche Szenerien verlassener Baracken und Innenräume oder einsamer Wald- und Sumpfgebiete. Seine emotional aufgeladenen, monochrom-dunklen Interieurs und Landschaften schöpfen aus dem medialen und damit kollektiven Bildfundus. So formal unterschiedlich die Werke der Künstler sind, so ist ihnen beiden eine unheimliche, beunruhigende Atmosphäre eigen, die eine Nähe zu den Thrillern von Alfred Hitchcock oder David Lynch aufweist. Daher verwundert nicht, dass die rund achtzig in der Städtischen Galerie präsentierten Gemälde und Grafiken an Filmstills und -szenen erinnern, die ein Davor und Danach suggerieren, ihr Geheimnis dem Betrachter jedoch nicht offenbaren.