Die Landschaft ist eine der vielfältigsten Gattungen und scheint in der Kunst des 21. Jahrhunderts wieder hochaktuell zu sein, wie einst im 19. Jahrhundert, als sich in der Romantik das reine Landschaftsbild, ohne Personen oder Gegenstände, etablierte. Trotz Abstraktion, Konstruktivismus und Konzeptkunst arbeitet sich die Kunst und allen voran die Malerei unermüdlich an diesem Thema ab. Landschaft als Sehnsuchtsort oder Utopie, Ruhepol oder Ödnis, mit reicher Flora oder als düsteres Konstrukt – die Interpretationen und Assoziationen sind so vielfältig wie die Landschaft selbst: von der vermeintlich unberührten Natur über die Kulturlandschaft bis hin zu Industriearchitekturen. Neben diesen Facetten spiegeln die ausgestellten Werke auch die lange Tradition der Landschaftsdarstellung und zeigen sich zugleich sehr gegenwärtig – eine romantische Wiederverzauberung unserer brüchigen Welt findet nicht statt.
Die Ausstellung »Kalte Rinden – Seltene Erden« umfasst elf Positionen der Gegenwartskunst, die sich den Bildinhalt der Landschaft zum Thema ihres künstlerischen Denkens und Handelns gemacht haben. Die Künstlerinnen und Künstler bedienen sich verschiedener Medien wie Malerei, Fotografie, Video und Installation, um die Landschaft als Bildmotiv, Bedeutungsträger und als Gegenstand der Wahrnehmung zu analysieren und darzustellen. Ihnen gemeinsam ist vor allem das Ausloten der Grenzen der Darstellungsformen von Landschaft unter heutigen Bedingungen.
Damit verbunden ist die zentrale Frage, inwieweit diese historische Gattung noch oder wieder geeignet ist, zeitgenössische künstlerische Diskurse zu tragen. Die Landschaft ist in den ausgestellten Werken von der reinen Abbildfunktion befreit und dient vielmehr als – sehr individuelle – Projektionsfläche, um den Horizont zu erweitern statt ihn (nur) zu beschreiben.