Das Tagebuch ist per definitionem eine autobiografische Aufzeichnung, die durch Subjektivität, Regelmäßigkeit und Chronologie gekennzeichnet ist. Seit den 1960er Jahren entwickeln Künstler in verschiedenen Medien tägliche Strategien: von schriftlichen Notaten über serielle Malerei bis hin zu fotografischen und filmischen Visual Diaries. So exponieren sie – zwischen Selbstdarstellung und Selbstreflexion – ihre eigene Person und machen ihren privaten Alltag öffentlich oder aber entwerfen nur vermeintlich authentische Ego-Dokumente in fiktiven Inszenierungen. Andere stellen sich immer wiederkehrende künstlerische Aufgaben, die – in bewusster Abkehr vom Persönlichen – den Verlauf von (Lebens-)Zeit erfahrbar machen. Ausgehend von solchen klassischen Positionen wie On Kawaras »Date Paintings« oder Peter Drehers Serie von Gläsern »Tag um Tag guter Tag« spannt die Ausstellung den Bogen bis zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der aktuellsten Form des Tagebuchs, dem weblog, in dem die einstmals intime Privatheit öffentlich und kollektiv wird.