Das Werk Dieter Goltzsches gehört zum Kanon der jüngeren deutschen Zeichenkunst. Es entstand jenseits von ideologischer Einflussnahme im Osten, aber auch unabhängig von westlichem Zeitgeist. Es vereinigt ein Stück beste Dresdner Zeichentradition mit preußischem Rationalismus und berlinischer Kühle. Von Anfang an arbeitet Goltzsche ausschließlich auf Papier. Der Zeichnung in Tusche, Kreide und Grafit gilt sein anhaltendes Interesse. Die Farbe - zunächst das Aquarell, später Tempera und Pastell - trat seit den 1960er Jahren allmählich an ihre Seite.
Die Ausstellung „Blauer Pfirsich“ in der Städtischen Galerie Dresden umfasst an die hundert Blätter. Sie nimmt neben Dieter Goltzsches Zeichnungen aus sechs Jahrzehnten erstmals auch sein malerisches Werk umfänglich in den Blick. Die Ausstellung präsentiert Goltzsche als genauen, unsentimentalen Beobachter der Realität und stellt ihn als unerschöpflichen, experimentierfreudigen Erfinder freier Formen und bildnerischer Chiffren vor. Sie zeigt, wie er sein Werk in Wechselspielen von Figuration und Abstraktion sowie von poetischer Assoziation und spielerischem Fabulieren entwickelte. Der Umgang mit der Farbe – mit den transparenten Wasserfarben, dem dichten Pigment der Tempera und den pudrigen Pastellkreiden – verlangt dem Künstler unterschiedliche Herangehensweisen ab. So stehen hier offene koloristische Strukturen neben geschlossenen Farbtexturen, die zwischen Auflösung und Verfestigung changieren und strengen kompositorischen Regeln unterliegen. Dieter Goltzsche geht es auch in der Malerei weniger um die Inhalte, als um den Eigenwert der Farbe, die auf der Fläche in Formen und Tonwerten komponiert wird.
Der Künstler wurde 1934 in Dresden geboren und studierte 1952 bis 1957 an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste bei den Professoren Hans Theo Richter und Max Schwimmer. 1958 folgte er Max Schwimmer an die Deutsche Akademie der Künste zu Berlin als Meisterschüler, wo er seitdem lebt und arbeitet. 1978 wurde sein Werk mit den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste geehrt. Von 1980 an lehrte er an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, von 1992 bis 2000 als Professor für Malerei und Grafik. Zum Mitglied der Akademie der Künste wurde er 1990 berufen. 1998 erhielt er den Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin und 2010 den Hans Theo Richter-Preis der Sächsischen Akademie der Künste.