Georg Winter (*1962) zählt international zu den interessantesten Künstlerpersönlichkeiten, die im Bereich der Bildhauerei die Grenzen und Möglichkeiten dieses künstlerischen Mediums erweitern und neu definieren.
Das Museum ist nicht das Terrain, das Georg Winter für seine künstlerischen Aktivitäten favorisiert, und eine weitgehend klassische Ausstellungssituation – mit Arbeiten auf Papier an den Wänden –, wie sie im Kunstmuseum gezeigt wird, ist nicht das gängige Format, in dem der Künstler sich sonst zu Wort meldet. Temporäre Laboratorien, interdisziplinäre Forschungsprojekte oder Self Organizing Performances sind eher die Betätigungsfelder, mit denen Georg Winter im öffentlichen Raum wirkt. Winter hatte denn auch von 2003 bis 2007 eine Professur für Kunst und Öffentlichen Raum an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg inne und ist seither an der Hochschule der Bildenden Künste des Saarlands in Saarbrücken Professor für Bildhauerei/Public Art. 2011 wurde Georg Winter mit dem Hans-Molfenter-Preis, dem Kunstpreis der Stadt Stuttgart, ausgezeichnet.
Dass zu den meisten seiner Projekte eindrucksvolle Holzschnitte entstehen und dass Holzschnitte häufig auch Teil seiner installativen Arbeiten sind, wird angesichts der Vielzahl und Vielfalt der Aktivitäten des Künstlers leicht übersehen. Tatsächlich arbeitet Georg Winter seit seinen Anfängen immer wieder in diesem Medium und so ist in den letzten Jahrzehnten ein insgesamt einige Hundert Motive umfassender Corpus an Holzschnitten entstanden, aus dem die Ausstellung eine exemplarische Auswahl präsentiert.
Georg Winters Arbeiten haben dabei mit der vertrauten Holzschnittästhetik wenig gemein, die häufig stark auf die sinnlichen und haptischen Qualitäten von pastosem Farbauftrag einerseits und hochwertigem Papier als Druckträger andererseits setzt. Winter druckt seine Motive dagegen stets in Offsetfarbe in vollkommen homogenem Schwarz auf Transparentpapiere. Der vom Künstler vorgeschlagene gewichtige Ausstellungstitel „Deutscher Holzschnitt nach ‘68“ dient dem international vernetzten und nicht nur zwischen Deutschland und Ungarn pendelnden Künstler fraglos zur ironischen Abgrenzung vom gängigen Umgang mit dem Medium Holzschnitt.
Für das Kunstmuseum Spendhaus, das den Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf den Hochdruck des 20. und 21. Jahrhundert gelegt hat, ist Georg Winters Einsatz des Holzschnitts ein weiterer überzeugender Beleg dafür, dass sich das traditionsreiche Medium durchaus auch immer wieder im Kontext der konzeptionellen Kunst bewährt.