Mitte der 1960er-Jahre zählte Grieshaber zu den renommiertesten Künstlern in Deutschland. Dies zeigte sich nicht zuletzt in seiner Teilnahme an den ersten drei documenta-Ausstellungen und zahlreichen öffentlichen wie privaten Aufträgen. Mit der Entwicklung monumentaler Wandreliefs bzw. Holzschnittfolgen führte HAP Grieshaber – insbesondere in diesen Jahren – das traditionelle grafische Medium zu einer neuen, der Gattung der Malerei angenäherten Bedeutung.
Die Ausstellung zeigt neben einer Reihe von großformatigen Drucken auch Arbeiten der selten gezeigten Folge „Prometheus“ von 1968. Diese Siebdrucke auf Leinwand beweisen die stetige Experimentierfreude des Künstlers, der nicht, wie allgemein üblich, den Entwurf fotomechanisch auf das Sieb übertrug, sondern direkt auf die einzelnen Folien malte. Jedes Exemplar wurde in einer anderen Farbstellung oder geänderter Farbfolge gedruckt, sodass trotz der Vervielfältigung Unikate entstanden.
Die beiden großen Kreuzwegzyklen – von Grieshaber als Botschaften der Versöhnung und Vermittlung verstanden – werden einander mit Beispielen gegenübergestellt und geben zusammen mit ausgewählten Buchprojekten und Mappenwerken sowie repräsentativen Einzelblättern einen aufschlussreichen Einblick in das Spätwerk. Anlass für die Präsentation bildet der abschließende dritte Band der zwischen 1966 und 1981 entstandenen Werke HAP Grieshabers im Bestand des Städtischen Kunstmuseums Spendhaus Reutlingen.