Vor zehn Jahren hat der Hamburger Sammler Peter Kemna dem Kunstmuseum seine 660 Mappenwerke und Einzelblätter umfassende Sammlung zum Holzschnitt der Moderne geschenkt. Monika Nuber und Katrin Ströbel haben sich nun jeweils zehn Holz- und Linolschnitte aus der Schenkung Kemna ausgesucht, auf die sie auf unterschiedlichen Ebenen mit eigenen, gezielt für dieses Projekt geschaffenen Arbeiten reagieren. Ganz klassisch werden in der Ausstellung die so zustande gekommenen Bildpaare präsentiert. Neben großen Namen der Kunstgeschichte wie Paul Gauguin oder Otto Mueller finden sich in der Auswahl ebenso Werke eher übersehener oder vergessener Künstler und Künstlerinnen. Beispiele aus der klassischen Moderne finden sich neben Zeitgenössischem, Meisterblätter neben weniger Gelungenem. Auch in der Technik ließen sich Monika Nuber und Katrin Ströbel von den Blättern der Kemna-Sammlung inspirieren: Bei einem Großteil ihrer Arbeiten handelt es sich um Druckgrafik, und immer wieder griffen die Künstlerinnen zu Schneidemesser oder Geißfuß und schufen Holz- oder Linolschnitte.
Oft mit Ironie, manchmal auch mit einem gewissen Sarkasmus antworten die beiden auf die Werke aus der älteren oder der neueren Kunstgeschichte. Formale Konstellationen werden aufgegriffen und variiert. Motive werden kommentiert und weiterentwickelt. Auf einen Impuls von außen, auf Gefundenes, Gesehenes zu reagieren – das zeichnet ganz allgemein das Werk beider Künstlerinnen aus. Trotzdem werden auch Unterschiede in der Herangehensweise und individuelle Interessenschwerpunkte sichtbar. So ist Monika Nuber eben nicht nur als bildende Künstlerin, sondern auch als Musikerin aktiv und verschränkt die beiden Bereiche in ihrer Arbeit immer wieder. Dem Verhältnis von Text und Bild gilt dagegen das Interesse von Katrin Ströbel, sowohl als Kunstwissenschaftlerin wie als Künstlerin. Mithin reagiert sie in einigen der Arbeiten denn auch mit knappen, prägnanten Texten auf die ausgewählten Werke. Ein anderes zentrales Thema von Katrin Ströbel, das ebenfalls in ihren Arbeiten für dieses Projekt deutlich wird, sind interkulturelle Beziehungen und in ihnen begründete Sinnverschiebungen oder Missverständnisse.
Die von den Künstlerinnen gewählte Form der bildnerischen Reflexion erweist sich als weit mehr als ein bloßes Spiel mit der Kunstgeschichte, sie eröffnet aufschlussreiche Bezüge zur Gegenwart und zu aktuellen Diskursen und bietet darüber hinaus eine inspirierende Abfolge von alten und neuen Bildern.