27.11.2010 - 23.01.2011
Seit zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Wolfgang Gäfgen (*1936), der in Paris und Stuttgart lebt und von 1983 bis 2002 an der Stuttgarter Akademie eine Professur für Freie Grafik und Malerei innehatte, mit dem Holzdruck. Das Kunstmuseum zeigt nun eine exemplarische Auswahl aus diesem Werkkomplex.
Wolfgang Gäfgen genießt bereits seit einem halben Jahrhundert in Deutschland und in Frankreich einen ausgezeichneten Ruf als Zeichner und als bedeutender Schöpfer von Druckgrafik. Die Grundlagen für seine Meisterschaft in der Handhabung der druckgrafischen Verfahren erarbeitete er sich bereits früh, zunächst während seines Studiums an der Stuttgarter Akademie bei Karl Rössing und Otto Dix und später dann in Paris unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit Johnny Friedlaender. Waren lange die Radierung und schließlich das vom Künstler virtuos eingesetzte Mezzotinto die bevorzugten druckgrafischen Medien von Wolfgang Gäfgen, so wandte er sich Ende der achtziger Jahre dem großformatigen Holzdruck zu.
Diese Hinwendung zum Holzdruck geschah vor dem Hintergrund einer breiten Neubewertung des Hochdrucks seit den achtziger Jahren. In dieser wahren Renaissance des Holzschnitts zeichneten sich von Anfang an deutlich zwei Entwicklungslinien ab: Einerseits gibt es den figurativ-erzählerischen Ansatz, andererseits aber auch die Ausrichtung auf die autonome, zeichenhafte Form. Wolfgang Gäfgens Holzdrucke sind keinem dieser beiden Lager zuzuordnen, der Künstler vertritt vielmehr eine ausgesprochen eigenständige und ganz unverwechselbare Position. Alles gemeinhin als typisch „holzschnitthaft“ Charakterisierte, etwa jeglicher expressive Gestus, wird vom Künstler bewusst vermieden. Vielmehr ist seinen Großformaten, die sich formal vielfach mit seinen Zeichnungen berühren, eine spielerische Leichtigkeit eigen. Scheinbar mühelos erreicht Wolfgang Gäfgen in seinen Arbeiten eine überzeugende Balance zwischen deutlichen Bezügen zur gesehenen Alltagswirklichkeit und autonomen Formen.