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Städtisches Museum Engen + Galerie


Klostergasse 19
78234 Engen
Tel.: 07733 501 400
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 14.00-17.00 Uhr
Sa, So 10.00-17.00 Uhr

Ottmar Hörl

06.08.2011 - 18.09.2011
Hörl's Interventionen ereignen sich im Spannungsfeld von Natur - Kunst - Gesellschaft. Die in seinen Kuhprojekten, seinen Stilleben und seinen Arbeiten mit Kunststoffpflanzen erkennbare Dialektik von Kunst und Natur stellt dabei eine thematische Variation der übergeordneten Fragestellung nach dem Verhältnis von Chaos und Ordnung dar. Auf den ersten Blick könnte man versucht sein, Natur mit Chaos und Kunst mit Ordnung gleichzusetzen. Diese Gleichung geht aber nicht auf. Hörl zeigt dies, indem er seine Besenobjekte, Sinnbilder des Ordnungswillens, immer wieder aus Rosshaar fertigen läßt, während seine grünwuchernden Gras- , Myrten- und Efeustücke, Sinnbilder des Natürlichen, aus purem Kunststoff bestehen. Egal, ob er wie beim > Kuhprojekt < (1986) einer kleinen Herde von Kühen jeweils ein den Körpermaßen angepasstes Gehäuse aus transparentem Wellpolyester überstülpt, ob er einen uniformierten Präzisionsschützen der Polizei zwei Schüsse auf die Glasfront des Frankfurter Historischen Museums abgeben (By the way, 1991)1 oder ob er eine Kamera den eigenen Sturz vom Hochhaus bis hin zur unvermeidlichen Zerstörung beim Aufprall filmen läßt - stets offenbart sich in Hörls Arbeiten das Spannungsverhältnis von Chaos und Ordnung, stets deckt er Strukturelemente unserer materiellen und sozialen Welt auf und denkt sie zu Ende... Trotz ihrer prinzipiell konzeptuellen Anlage und trotz ihrer mitunter reichlich fremd erscheinenden Ausgangsmaterialien sind die Arbeiten Hörls von einer ausgeprägten Ästhetik gekennzeichnet. Durch Isolation und Häufung, durch Arrangement und Assoziation, durch Reihung und Rhythmisierung gelingt es ihm, Objekten banaler funktionaler Bedeutung neue ästhetische Qualitäten abzuringen. Wenn Installationsrohre zu > Skulpturen im gordischen Stil < (1998) mutieren, dann vollzieht sich hierin nicht nur eine ironische Rückverwandlung der technischen Welt in ein mythisches Zeitalter, sondern offenbart sich zugleich ein gekonntes Spiel mit der Schönheit des Bizarren. So sehr Hörls Arbeiten die Auseinandersetzung mit Fragen der natürlichen und gesellschaftlichen Wirklichkeit eingeschrieben sind, so sehr artikulieren sie doch immer auch kunsthistorische und kunstimmanente Zusammenhänge. Ästhetik, Ironie und Zitat, vielfach schon in den Titeln angelegt, stellen so wesentliche Momente seiner Arbeiten dar. Versucht man am Ende die künstlerische Strategie Hörls auf den Begriff zu bringen, kann man sich auf seine selbstformulierte Beschreibung von Plastik als Organisationsprinzip berufen. Sie bezeichnet zweierlei: das Verfahren des Künstlers, Objekte seiner Wahl ihren physischen wie visuellen Anlagen gemäß in einem experimentellen Sinne zu ordnen und zu strukturieren, bis sie zu strahlen beginnen, und das Erkenntnisinteresse des Künstlers, Ordnungssysteme unserer Gesellschaft, wie sie in den Materialien (Kunststofffertigteile), Werkzeugen (Fotoapparate, Schablonen) und sozialen Übungen (Opernfestspiele) verborgen sind, aufzuspüren, sie in ihrer Regelhaftigkeit zu Ende zu denken und so zumindest ansatzweise eine Reflexion über ihre Sinnhaftigkeit anzuregen.

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