In der retrospektiven Werkschau in der Villa Schöningen werden Arbeiten von Olaf Metzel gezeigt, die in den Jahren 1987 bis 2014 entstanden sind. Ein Teil der Ausstellung ist im Skulpturengarten der Villa zu sehen, welcher als Schöpfung des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné selbst Kunstwerk ist und unter UNESCO-Weltkulturerbe steht. Im Schatten alter Blutbuchen und auf lichten Wiesenstücken verbinden sich damit historische Gartenkunst und zeitgenössische Kunst zu einem außergewöhnlichen Gesamterlebnis.
In die Idylle des Gartens der Villa Schöningen, der als ehemaliger Teil der Sperrzone des DDR- Grenzregimes zugleich auch symbolhaft für staatliche Repression steht, setzt der Eisenguss einer Pistole einen verstörenden Akzent, ebenso wie die Bronze-Skulptur „Turkish Delight“ (Türkischer Honig) aus dem Jahr 2006: ein weiblicher Akt mit Kopftuch, mit dem Olaf Metzel die Kontroverse zwischen abendländischer und islamischer Kultur thematisiert.
Mit seinen gesellschaftskritischen Arbeiten reflektiert Olaf Metzel, der zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der Gegenwart zählt, das Zeitgeschehen der jüngeren Geschichte. In diesem Vorgehen, Geschehenes, und vielleicht auch Unverarbeitetes, Verdrängtes aus dem Vergessen zu reißen, lassen sich durchaus Parallelen zum Geist des Ausstellungsortes ziehen. Olaf Metzels Zeichnungen und Collagen aus der Serie „Flechtheim“ betrachten die Geschichte des bedeutenden jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim. Der Saal, in dem die Arbeiten während der Ausstellung zu sehen sind, war ehemals die Bibliothek des jüdischen Bankiers und Besitzers der Villa Schöningen, Paul Wallich. Hier befanden sich wertvolle Handschriften, die im Zuge der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verloren gegangen sind.
Olaf Metzels Büste „Constanze“ zeigt den anmutigen Kinderkopf eines Mädchens. In den Räumen der Villa Schöningen mag man sich hierbei auch an die Vergangenheit der Villa erinnert fühlen, die in der Zeit der DDR ein Kinderwochenheim beherbergte.